Aus dem Regen und wieder zurück - eine Geschichte in 5 Tagen
Verfasst: Do 30. Jul 2009, 13:43
Nässe drückt über einem, steht unter einem, hängt in Fäden vom Himmel. Wasser durchdringt alles, es regnet unaufhörlich. Die Feuchtigkeit kriecht, unwiderstehlich wie ein schmutziger Gedanke in die Gehirnwindungen des zölibatär Lebenden, in alles, was sich bewegt, was stillsteht, was tropfen, triefen und faulen kann. Man hat den Eindruck, dass selbst das Moos an der Westseite der Baumstämme zu schimmeln anfängt, wenn es so weiter geht. Dass saftiges Grün zu matschigem Braun und schließlich faulig schwarz schimmernd wird, bevor die ganze Zivilisation noch vor Abschmelzen der Polkappen ersäuft und im Schlamm begraben zu vermeintlich begrenztem Erdöl für die nächste wird. Es ist Sommer in Deutschland.
Unter diesen Eindrücken bereiteten der „unbekannte Zweizylinderreiter“ und ich eine Tour in den Südosten Europas vor. Der Wetterbericht wird wochenlang beäugt, auch wenn uns klar ist, dass alle Bauernkalender und 16-Tage Vorhersagen soviel Wahrheitsgehalt haben, wie die Tarrotkarten der Knödlfee auf den hinteren Programmplätzen. Doch dann teilt eine Reihe von Sonnensymbolen das ewige Meer der Tropfen, just als der Tag der Abreise bevorsteht. In der Euphorie wage ich ein Vabanquespiel und lasse Regenkombi, Gore-Tex-Handschuhe und helles Visier zu Hause, bevor ich unter immer noch grau verhangenem Himmel am Montag Morgen aufbreche. Die erste Etappe führt mich über das heimische Voralpenland durch’s Salzburger bis kurz nach Obertauern. Bis auf kleine Tropfen über das Sudelfeld bleibe ich von H2O-Berieselung verschont. Nach einem kurzen Umweg, bedingt durch ein österreichisches Irrlicht in Form eines offensichtlich gleichermaßen freundlichen, wie ortsunkundigen Einheimischen komme ich nach den ersten 370km am vereinbarten Treffpunkt, unterhalb des Mooshamer Schloßes an, unter dessen drohenden Türmen ich den UZZR und die Herbergsmutter in die Arme nehmen kann. A bisserl was geht immer und so schwingen wir uns gleich noch mal auf die Eisen und machen das Grenzgebiet Salzburger Land, Steiermark und Kärnten auf zusätzlichen 260km unsicher, bevor wir durch ein abendliches Sommergewitter auf die wohl schönste Art und Weise von dicken Wolken und nassen Straßen verabschiedet werden. Der nächste Morgen bringt Sonne und Gepäck verzurren mit sich. Bei ersterem geht einem selbst Zweiteres mit einem Lächeln von den Fingern. Wir verabschieden uns und schlagen uns schon nach wenigen hundert Metern von der Hauptstraße in die Büsche, zwischen denen fein asphaltierte Windungen wild mäandernd nach Süden führen. Das Schild mit dem Hochkant-Z sollten wir noch öfter’s sehen und auch, wenn man als Bewohner des Freistaates stark dran gewöhnt sind, verhalf es uns diesmal zu bisher ungekannten „Höhenflügen“. Wir durchpflügen die verbliebenen Kilometer Österreichs und überfliegen mit aufreizender Leichtigkeit den Wurzenpaß. Dessen Name drückt unser Elterngeneration noch heute den Angstschweiß ins Gesicht, wenn sie daran denken, wie sie mit Käfer, Cinquecento & Co. die 18%igen Steigungen überwanden – oder eben auch nicht. Heutzutage blickt man auf der Höhe tief in die 85mm-Röhre eines späten russischen T-34, aber ein wirklicher Hinderungsgrund ist das in Zeiten des Schengener Abkommens nicht mehr. Slowenien empfängt uns, wie Österreich uns entlässt: Mit strahlenden Sonnenschein. ...
Unter diesen Eindrücken bereiteten der „unbekannte Zweizylinderreiter“ und ich eine Tour in den Südosten Europas vor. Der Wetterbericht wird wochenlang beäugt, auch wenn uns klar ist, dass alle Bauernkalender und 16-Tage Vorhersagen soviel Wahrheitsgehalt haben, wie die Tarrotkarten der Knödlfee auf den hinteren Programmplätzen. Doch dann teilt eine Reihe von Sonnensymbolen das ewige Meer der Tropfen, just als der Tag der Abreise bevorsteht. In der Euphorie wage ich ein Vabanquespiel und lasse Regenkombi, Gore-Tex-Handschuhe und helles Visier zu Hause, bevor ich unter immer noch grau verhangenem Himmel am Montag Morgen aufbreche. Die erste Etappe führt mich über das heimische Voralpenland durch’s Salzburger bis kurz nach Obertauern. Bis auf kleine Tropfen über das Sudelfeld bleibe ich von H2O-Berieselung verschont. Nach einem kurzen Umweg, bedingt durch ein österreichisches Irrlicht in Form eines offensichtlich gleichermaßen freundlichen, wie ortsunkundigen Einheimischen komme ich nach den ersten 370km am vereinbarten Treffpunkt, unterhalb des Mooshamer Schloßes an, unter dessen drohenden Türmen ich den UZZR und die Herbergsmutter in die Arme nehmen kann. A bisserl was geht immer und so schwingen wir uns gleich noch mal auf die Eisen und machen das Grenzgebiet Salzburger Land, Steiermark und Kärnten auf zusätzlichen 260km unsicher, bevor wir durch ein abendliches Sommergewitter auf die wohl schönste Art und Weise von dicken Wolken und nassen Straßen verabschiedet werden. Der nächste Morgen bringt Sonne und Gepäck verzurren mit sich. Bei ersterem geht einem selbst Zweiteres mit einem Lächeln von den Fingern. Wir verabschieden uns und schlagen uns schon nach wenigen hundert Metern von der Hauptstraße in die Büsche, zwischen denen fein asphaltierte Windungen wild mäandernd nach Süden führen. Das Schild mit dem Hochkant-Z sollten wir noch öfter’s sehen und auch, wenn man als Bewohner des Freistaates stark dran gewöhnt sind, verhalf es uns diesmal zu bisher ungekannten „Höhenflügen“. Wir durchpflügen die verbliebenen Kilometer Österreichs und überfliegen mit aufreizender Leichtigkeit den Wurzenpaß. Dessen Name drückt unser Elterngeneration noch heute den Angstschweiß ins Gesicht, wenn sie daran denken, wie sie mit Käfer, Cinquecento & Co. die 18%igen Steigungen überwanden – oder eben auch nicht. Heutzutage blickt man auf der Höhe tief in die 85mm-Röhre eines späten russischen T-34, aber ein wirklicher Hinderungsgrund ist das in Zeiten des Schengener Abkommens nicht mehr. Slowenien empfängt uns, wie Österreich uns entlässt: Mit strahlenden Sonnenschein. ...