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CULO! Die Chaostour nach Monza

Verfasst: So 10. Jul 2011, 10:11
von sid
Legende

Mugelinho
sid
slack_bullet



Prolog
Ja, wo soll man bei so ner Geschichte anfangen? Am besten wie immer am ….ääähhhh….Anfang! Wobei dazugesagt sein muss, dass der Beginn der Geschichte bereits im Dezember 2010 liegt, als ich mal wieder ein Jahr weniger bis zur Verrentung/ -greisung/ -heizung feierte.

Eines denkwürdigen Tages im Winter als ich mal wieder in dunkelsten Depressionen vertieft auf meiner Couch saß, ereilte mich eine E-Mail deren Inhalt allerhand freudige Unruhe in meinem sonst so abgeschlafften Körper aufkommen ließ! Es war unser Stammtischältester der zu seinem ??? (so weit hab ich bis zur 10.Klasse noch nicht zu zählen gelernt) Geburtstag lud!
Ich war begeistert und es ging daran, sich Gedanken um ein möglichst originelles Geschenk zu machen. Zum Glück ereilte mich die frohe Botschaft dass Frau sid einen Klingelbeutel rumreicht um Ihren Fastrentner ein Wochenende an einer Rennstrecke zu ermöglichen.

Der Tag des Jubiläums kam und nach etlichen Bieren, „Schweinebällchen süß-sauer“ und den neuesten Heldengeschichten war es dann endlich soweit, das Sparschwein wurde überreicht und der Verwendungszweck bekannt gegeben. Der Blick des Geburtstagskindes in Richtung seiner Lebensabschnittsgefährtin ist schwer in Worte zu fassen, aber ich denke mal, wenn Sie alleine gewesen wären, würde in 3 Jahren ein neues Nachwuchstalent in der ersten Startreihe des ADAC Poketbike-Cups stehen!


Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass im Sparschwein ein Euro-Betrag war, der ein nettes Wochenende an ner Rennstrecke durchaus ermöglicht. Dazu 20 Schweizer Franken und ein Gutschein für Meisenknödel im Angebot. Ein voller Erfolg, Danke Baby!

Nach kurzer, biertrunkener Beredung standen die ersten Teilnehmer dann fest, Schorsch (TheFiend), Daniel (Stingray) (der in Zürich dafür sorgt, daß die Schweizer keine Deutschen mögen) und meine Wenigkeit würden an sids Seite dem Sonnenuntergang entgegen reiten.

Post-Prolog
Nachdem ich bei meinem ersten Daytona-Biergefasel-675-Stammtisch im schönen München zwei junge Herren im besten Alter - die zu meiner Entzückung „knietief im Benzin“ stehen - kennenlernen durfte, verabredete ich mich lapidar und unter Weizenschock stehend ,zu einem Ausritt nach MONZA. Geil dachte ich mir, wollte ich schon immer mal machen. Im Kalender eingetragen und vergessen. Bis zu einem Datum, an dem ich nach Rücksprache und erstaunten Mails über meine Ernsthaftigkeit ein Ticket buchen konnte. Alles organisiert von Herrn sid. Hotel am Start, Monza und dann auch noch ein paar Tage im Ferienhütterl am Lago di Garda, organisiert von Monsieur Mugel.

Der Querschläger bekommt ne PN, wie weit wir fahren, dass er dran denken soll Reifen, Kette, Verschleißteile, etc. für die Distanz gerüstet sind. Fast springt er ab, weil er denkt, er wäre zu langsam für uns. Ich beruhige ihn. Mugel kramt irgendein Gespräch über Slacks 125er-Rennstreckenvergangenheit aus seinen weißbierumnebelten Erinnerungen des letzten Stammtisches. Fast springe ich ab, weil ich denke, ich wäre zu langsam. Patt.

Kaschperlköpf‘, Start your Eisen
Der Zeitpunkt war gekommen und ich machte mich mit gepackten Sachen auf zum Treffpunkt. Moment mal, der Gummi… sieht auch nicht mehr allzu vertrauenserweckend aus, der muss danach auf jeden Fall runter wenn er sich nicht von alleine….. naja, passt schon.

Die Jungs treffen ein, man begrüßt sich wie sich das gehört und fragt nach dem Befinden. Wir sind inzwischen zu viert, drei Daytonas und ein kompaktes amerikanisches Vehikel mit einem sympathischen Reiter, der allerdings schon bei Ankunft über seine gestrige Fieberattacke informierte. Die ersten Worte, die der Begrüßung folgten, waren kleine Hasstiraden bezüglich meines malträtierten Hinterreifens.

Ja geh leck! Er steht da mit nem Supercorsa, der in der Mitte schon jenseits der Verschleißmarkierungen ist. Legal ist er also schon vor Abfahrt nicht mehr, technisch geb ich ihm noch ca. 1.000km, bis er endgültig die Segel streicht.

Wir setzten uns in Bewegung. In Sachen Tempo war ich mir nicht sicher was ich von den neu errungenen Spezln zu erwarten hatte, nach Stammtischwarnungen von anderen Triple-Treibern über des Herrn sids …sagen wir… „forschen“ Fahrstil. Da ich wohl in Bierlaune alte Geschichten mit Bärten bis Bagdad über meinen peinlichen Versuch 1913 125er Weltmeister zu werden, zum Besten gegeben hatte, hatte ich mir Gedanken gemacht, was nach diesem Wochenende sein würde. Total krankes Verblasen des jeweilig Ersten? Hirntotes Vollstoffgeballer in absolut versierter Manie? Nein, schönes Alpenschwingen ohne Blümchen zu pflücken! Sehr gut! schießt es mir nach dem ersten Pass in den Kopf.

Bereits hier zeichnete sich ab, dass Schorsch der sonst so ehrenhaft die sportlichen Fahnen der Buell hochhält, heute einfach nicht wirklich gut drauf ist! Bereits beim ersten Stop verlangte er nach Magenfüllung! Hier erfuhr ich erst dass er wohl die letzten Tage schon mit Fieber im Bett lag und selbiges Heute nur durch reichlich Apotheken-Doping verlassen konnte! Sein Entschluss stand fest, er würde die kurvenhungrige Meute hier ziehen lassen und die schmachvolle Heimreise antreten müssen.

s...TsssTsss...e, aber wenn er gewußt hätte, wie der Tag weiter verläuft, wäre ihm die Entscheidung sicher leichter gefallen.

...

Verfasst: So 10. Jul 2011, 10:12
von sid
Entschleunigungswatschn
Auf drei wackere Recken dezimiert, macht man sich im Daytona-Geschwader auf Richtung Italien, jedoch nicht ohne mit der Schweizer Gemütlichkeit (Begrenzung auf 80km/h, drakonische Strafen ab dem ersten Kilometer drüber!) nicht nur Benzin zu sparen, sondern auch gleichzeitig Spaß. Toll diese Schweizer, was die so können…

Hier wurde ich dann von sid in die schweizerische Fahrweise eingeweiht, die da lautet: Vor und in der Kurve GAS, nach der Kurve BREMSE! So wollten wir die Schweiz auch zügig hinter uns lassen, um in Italien wieder redlich am Kabel zu ziehen und der schrägen Lehre des Lebens zu frönen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
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Tour de Culo
Kurz vor der italienischen vernahm ich plötzlich diesen heiser kreischenden Taschengeldverdunster neben mir. Der ambitionierte Heißsporn wollte sich beim nächsten Jugendtreff nicht lumpen lassen und natürlich mit allerhand Vollgasgeschichten die lokalen Weibchen beeindrucken. Ich blickte skeptisch auf meinen Tacho. Gut, es waren deutlich mehr als die erlaubten 80km/h, aber ich musste doch schmunzeln, wie sich der Schnapsglasl-Treiber hinter der Verkleidung zusammenkauern musste, um sich im wahrsten Sinne des Wortes an mir vorbei zu pressen.

Wenige Momente nach der "Herbrennung" durch eine 125er vernahm ich dann ein kurzes „KLOCK“. Alles fühlte sich jedoch normal an, bis…ja bis es in die nächste Ortschaft und deren erste Linkskurve ging. Ein leicht „klockiges“ Hinterrad machte sich bemerkbar. Es war passiert, der jugendliche Heißsporn hatte übertrieben.


Der Typ hatte der Mito die Innereien mit einer Gewalt aus dem Leib gedreht, dass es für weitere drei SAW-Fortsetzungen reichte.

Und das so lang, bis diese dem Exitus erlag und ihren Kolben auskotzte, welchen ich dann von der Straße sammelte!
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Wir halten an einer Tankstelle im Ort und bekommen nach Begutachtung des ersten Helfers im Rapsölanzug ein ernstgemeintes „CULO!“ mit auf den Weg und werden zum Moppedhändler nach Tirano geschickt.

So kam es dann, dass der Mugel mit 3 Zylindern und 4 Kolben die Grenze nach Italien passierte. Im Ort steuerten wir dann zielstrebig den KTM-Händler an. Dasselbe Spiel wie in der Schweiz, ein verstörtes „CULO“, Hände über den Kopf zusammen schlagen und wir wurden im Ort weiter geschickt.
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Verfasst: So 10. Jul 2011, 10:12
von sid
Nach weiteren CULOs des uns empfohlenen „Reifenhändlers“ - und aller Umstehenden - reparierte dieser Mugels Reifen mit einer BIFI und kontrolliert das Ergebnis mit Spucke. Der geknickte Reiter bekommt derweil zwei Kugeln Schokoeis vom Nachbarn und wir reiten weiter in den Sonnenuntergang.
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Ein Pass noch, dann sind wir so gut wie da, hieß es aus der Navigationsecke…. Nur was machen, wenn genau der Pass nicht geöffnet ist? Natürlich nachsehen ob es einen triftigen Grund gibt, dass am Fuße dieses Bergs behauptet wird, man könne diese Straße nicht benutzen! Logisch, kann ja sein dass die lügen. Nachdem wir uns zwischen herabgestürzten Steinen, Felsen, umgekippten Bäumen und Kies ausgiebig umgesehen hatten, standen wir an der ersten Lawine, die die Straße versperrte. Da wussten wir: Ja, es gab einen Grund - und nein, sie hatten nicht gelogen.

Wir stehen vor dem ersten Schneefeld. Die Passhöhe zeichnet sich bereits am Hang ab und hier kämen wir locker vorbei. Ich würd auch wollen, aber wer weiß, wie es weiter oben aussieht? Und auf der anderen Seite? …nein, besser nicht. Es wird dunkel, drei Supersportler, zwei mit runtergefahrenen oder geflickten Reifen auf einem unbekannten, gesperrten Pass zwischen Schneefeldern und Gerölllawinen? Den Hubschrauberflug kann sich keiner von uns leisten. Und wir sind nicht Hannibal. Wir kehren um.
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Also treten wir geschlagen die Talfahrt an und beschlossen aus Zeitgründen die kürzeste Route über Bundestrassen zum von unserem Tourguide ausgegebenen Reiseziel via Martin-Luther-King 3, Bergamo zu nehmen. Um ca. 22:30 Uhr kotzte uns die Bundesstrasse dann dort aus. Und siehe da, am Ort an dem eigentlich unsere wohlverdienten Betten schon auf uns warten sollten, war eine... TADAAAAAA!... Großschreinerei! An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ein superpornös-megageiles-hightech-superman-Apfeltelefon ziemlich wertlos ist, wenn man kein Dataroaming hat!

Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte sid dann einen jugendlichen Italiener ausfindig machen, welcher Englisch verstand und sprach und sogar - wer hätte es gedacht - ein Apfeltelefon MIT Dataroaming hatte. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir waren im falschen Ort, (Nicht Bergamo sondern Burago di Molgora wär richtig gewesen), sondern etwas über eine halbe Stunde HINTER unserem eigentlichen Reiseziel!


Die Tatsache das Hotel 30KM entfernt zu wissen, veranlasste Mugel beim anschließenden Ritt dort hin, seinen Frust mit Leibeskräften auch seinem Schalthebel mitzuteilen. Die Schallisolation seines Helms und das Airboxpfeifen bewahrte Passanten wahrscheinlich davor, sich anschließend die Ohren waschen zu müssen und gleichzeitig zu beichten.

Nach gefühlten 1000 Kreisverkehren kamen wir dann abgekämpft um 23:30 in der via Martin-Luther-King 3 in Burago di Molgora, an wo wir schon freudig von Daniel empfangen wurden. Dieser war nach Feierabend mit seinem Good-Time-Party-Squad-Bus in Zürich losgefahren und trotzdem vor uns da.


Nach ca. 700 Kilometern kommt uns auch schon Daniel entgegen, der mit Buch in der Hand so aussah, als wäre er schon seit zwei Tagen da. Dieser nette Mensch sollte uns nach einigen Bieren aus dem reichhaltigen Sortiment des Hotels und einem guten Schlaf auch die nächsten zwei Tage zu einem Lift an die Renne verhelfen.
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Verfasst: So 10. Jul 2011, 10:12
von sid
Der königliche Park von Monza
Die Nachwehen des Vortages und -abends wurden uns Samstag Morgens an der Rennstrecke aus dem Hirn geblasen. Bei dem Soundgewitter stieg die Stimmung schlagartig und wir suchten uns ein Plätzchen auf einer der Tribünen. Die vorbeifliegenden Bikes veranlassten einen dann sofort sündhaft teures Bier heranzuschaffen und bei jedem Eingreifen der Traktionskontrolle darauf zu trinken.
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Unsere Ankunft auf der Tribüne feierten wir standesgemäß mit einem Bier welchem noch ein paar folgen sollten und so kam es, dass vier durchaus hässliche Typen diesen Tag überglücklich mit Bier, Motorengeheul und benzingeschwängerter Luft in der Nase im königlichen Park von Monza zubrachten und am Abend - von der Sonne gebraten - die Heimreise zum Hotel antraten wo, wer hätte es gedacht, für jeden ausreichend kühle Biere warteten!
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Komisch, Mugel schaut immer grad woanders hin, wenn sich einer in den Kräutern der Provence ausbreitet. Muss ein besonderes Talent sein, den Lauf der Dinge vorher zu sehen und sie dann auszublenden – man weiß ja schließlich schon, was sich zutragen wird.
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Verfasst: So 10. Jul 2011, 10:13
von sid
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Sonntag Abend fuhren wir, von der Renn-Action reichlich angekratzt, ein letztes Mal Richtung Hotel, um uns mit reichlich Bier zu vergnügen und uns am nächsten Tag über kurvigste Straßen an den Lago di Garda zu beamen. Daniel, unser Rennstrecken-Chauffeur, nahm diese Fahrt zum Anlass, um uns von den Drift-Eigenschaften seines Mitsubishi L100 zu überzeugen. A rechte Gaudi, zumal man mit dem Ding in der Tat driften kann. Versüßt wurde die Driftaction durch allerhand herumfliegendes Inventar, da Daniel auch an guadn Sprung im Schüsserl hat und allerhand adrenalinfördernde Hobbies wie Klettern und Kajak-Fahren betreibt und die dazugehörige Ausrüstung ständig mitführt!
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Am Sonntag Abend spuckt uns der Chaos-Bus wieder beim Hotel aus. Bevor Daniel den Heimweg antritt, haben wir drei Gelegenheiten, dem Schicksal einen Schupps zu geben:

- Mopped umparken; Warum, steht auch so gut
- Kette schmieren; Ah geh, ich kipp’s schnell über den Seitenständer
- Bifi-Kontrolle, Wurscht, hält eh und wenn nicht, kamma auch nix machen

Wir nutzen also keine davon.


Am Montag Morgen hieß es dann erneut früh aufstehen, Katzenwäsche, Frühstücken und,....moment, da fehlt doch was?! Als ich zusammenpacke fragte ich mich zwischenzeitlich schon, wo wohl mein Digi-Cam-Tascherl mit meiner Digi-Cam, Handy und Zündschlussel ist! Ich verwarf den Gedanken schnell wieder und packte weiter zusammen bis,...ja bis die Tasche voll, die Komode leer und mein Tascherl immernoch unauffindbar war.
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Das Fototascherl, dass er 2 Tage festumklammert mit sich rumschleppte war unter die Sitzbank des Chaosbusses gerutscht und versteckte sich dort auch ohne einen Ton zu sagen. Grundsätzlich geht man jetzt davon aus, dass man auch ohne Fotoapparat Motorradfahren kann. Man kann… jedoch nicht ohne Zündschlüssel der mit Handy und Foto eine quasi-Symbiose eingegangen war - in genau diesem Tascherl. CULO CULO aaaargh…… CULO!

Der Italienische Pfuscher der uns als Schlüsseldienst vorgestellt wird, wartet mit noch schlechteren Ideen auf als unsere eigenen. Alle Versuche von Kurzschließen bis unausgesprochene Dinge die dem Krad angetan werden sollten, funktionierten nicht.
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Bis auf sid… der sich aufmachte, in einem Tag um die Welt zu fahren und den Schlüssel aus der Schweiz zu holen. Der letzte böse Blick wird mit dem schließen des Visiers unterstrichen und weg ist er. Aus Solidarität und angesichts des Zustands meiner Reifen hatte ich mich entschieden, dieses Extraründchen auszulassen und bei Mugel im Hotel zu bleiben. Der Tag war also für die Füsse. In der Lederpelle steckend, ohne Hotelzimmer entschieden wir uns bei ein bis sieben Bier über unser Schicksal nachzudenken.
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Verfasst: So 10. Jul 2011, 10:13
von sid
Ich checke die Karte und nachdem wir unsere Bemühungen für gescheitert erklären, reite ich mittags los, um den Schlüssel aus Zürich zu cannonballisieren. Was bei den Schweizer Geschwindigkeiten relativ ist, zumal ich mich weigere, die kürzeste Route zu nehmen. Wer kann schon widerstehen, wenn sich eine Preziose der schweizer Straßenbaukunst an die andere reiht? Am Lukmanier habe ich allerdings eine unerfreuliche Begegnung mit einer Street R. Die fuhr an mir vorbei, als ich gerade ein Foto schoß und steht zwei Kurven später selbst am Straßenrand – mit nem Platten. Geht also nicht nur uns so und ich bin bei allem Mitleid froh, daß er die Schraube eingesammelt hat, bevor ich an der Stelle vorbeikam. Der Fahrer ist verständlicherweise etwas angepisst, aber ich zeig ihm zur Beruhigung Bilder von Mugels Flugzeugträgerschraube.
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Die Sonne geht diesmal in meinem Rücken unter. Der zweite Fahrtag und wieder komme ich erst deutlich nach Einbruch der Dunkelheit an. Daniel tröstet mich mit seinem Grill und Bier.

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Exil-Bayern
Da standen wir nun, reichlich geknickt, zwei Bayern, irgendwo in Italien, ohne fahrbaren Untersatz, ohne Dach über dem Kopf, in voller Mopedklamatur! Das Leben hatte mir arg mitgespielt und Dominik hing da aus reiner Gutmütigkeit irgendwie auch mit drin. Also, was macht ein waschechter Bayer wenn er nichtmehr weiter weiß? Richtig, er zieht die Lederhosn an (welche wir ja wenn auch in abgewandelter Form schon trugen), besorgt sich ein Bier und begibt sich auf die Sonnenseite des Lebens! So maschierten wir los um in diesem kleinen verschlafenen Nest einen "Biergarten" aufzutreiben und wurden auch schnell fündig. Zugegeben, er hatte keine Biertischgarnituren sondern Plastikstühle, es schützten uns auch keine großen, majestätischen Kastanien vor der Sonne. Vielmehr saßen wir auf der Terrasse des örtlichen Floristen, der auch gleichzeitig einen kleinen Ausschank hatte und es gab auch keine Maß`n sondern nur merkwürdige 0,33er Speibkriagal. Aber hey, der Bayer an sich ist ja eh ein total aufgeschlossener Geselle und solange es gmiadlich ist, solls uns nur recht sein!*fg*

Irgendwann beschlossen wir dann zum Hotel zurück zu kehren und siehe da, es war doch wieder ein Zimmer frei. Zwar doppelt so teuer wie die Tage zuvor aber wurscht, erstmal ein Dach überm Kopf. Wir bezogen das Zimmer, zogen uns erstmal um und gingen wieder zurück ins Dorf um uns feste Nahrung in Form einer Maffiositorte zu organisieren. Frisch gestärkt ging es noch einmal weiter zum örtlichen Supermarkt, um einen Sixxer für den Abend zu besorgen. Wir wateten zurück zum Hotel, legten uns aufs Bett, tranken und schliefen ein.
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Verfasst: So 10. Jul 2011, 10:13
von sid
Zürich – Monza – Lazise?
Am nächsten Tag gibt es eine erneute Verabschiedung, ich verlasse Zürich über den Albisbuckel und mache mich auf einem etwas direkteren Weg wieder nach Monza auf. Trotzdem wird es weitestgehend unterhaltsam, wenn nicht der Moloch wäre, in den ich wieder rein musste. Dieser Bereich zwischen Mailand und Bergamo ist städtebaulich das hässlichste, was ich in meinem methusalemisch langen Leben bisher gesehen habe! Es befindet sich ein rotzgreisliges Industriegebiet am Anderen, verbunden und narbig zerschnitten von unverständlich ineinander mäandernden Autobahnen, Straßen und Sträßchen, auf denen sich unzählige Blechschüsseln quälend langsam dahinschleppen bis hyperventilierend hektisch umherschiessen und die Smogglocke über der apokalyptischen Szenerie mit Abgas füttern.
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Abfahrbereit warten wir auf den tapferen Kämpfer, der sich zur selben zeit durch den Moloch zu kämpfen schien. Ich verweise an dieser Stelle wieder auf die Airbox und die Schallisollation des Helms. Der Zeitpunkt ist da und sid kommt fluchend auf seinem Eisen herangeflogen. Mit einigen Kung-Fu-Zapplern und einem Gesichtsausdruck, als könne er uns jeden Moment eines unserer Eisen hinterherwerfen, rennt er ins Hotel um sich den Frust mit Wasser herunterzuspülen.

Wir satteln die Eisen, halten mal wieder nur zum tanken, rauchen und pinkeln und hätten es fast bis zum Gardasee und dem dortigen Ferienhäuserl geschafft…wenn nicht wieder ein verdammter Pass zugehabt hätte. Das wirft uns aber knappe 100km zurück und es wird schon wieder dunkel. Das wird wohl nix mehr. Daß Slacks Hinterreifen nach ziemlich exakt 1000km anfängt, sein Innerstes nach Außen zu kehren, kann mich nicht mehr aufregen. Hab ich ja schon in München gesagt. Wir bleiben also am Idrosee.

Ein Zimmer war schnell gefunden und so machten wir uns daran uns umzuziehen, eine Pizzeria aufzusuchen und Bier zu trinken.

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Verfasst: So 10. Jul 2011, 10:14
von sid
Mission 1: Tageslicht, Mission 2: Gomma Rosso
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Meine Entscheidung stand eigentlich fest, sobald ich Slacks Reifen am Abend gesehen habe. Wir tanken morgens gleich noch am Idrosee und erfragen einen Reifenhändler in der Nähe. Dom und Mugel fahren dorthin, ich drücke den beiden meine Karten in die Hand, erkläre den idealen Heimweg mit drölfzig geilen Strecken und trete ihn dann allein an.

So kam es also dass unsere Reisegruppe am letzten Ausflugstag einmal mehr schrumpfte!
Während der Stammtischälteste schon alles herbrannte, was sich auf irgendeinem Pass zwischen Italien und Deutschland tummelte, machten sich Dom und ich auf die Suche nach dem Gomma-Standerl. Dieses hatte doch tatsächlich genau einen Satz Motorradreifen, und dann auch noch in der richtigen Größe da. Einen Pirelli Rosso II. Nachdem Dom in Preisverhandlungen getreten war, wurde der Deal letzlich fix gemacht, woraufhin der Gomma-Dealer gleich alle Herumstehenden auf einen Espresso mit Grappa einlud. Muss wohl ein guter Deal gewesen sein, aber egal, der Preis war nicht schlecht und Dom hatte nen Reifen, der bis in Heimat durchhalten würde! Um 11:30Uhr waren die Reifen dann gewechselt und wir konnten unsere Reise gen Monaco di Bavaria fortsetzen.


Mugel der sich solidarisch zeigte und mich auf der Reifensuche begleitete, konnte es kaum fassen als ich ca. 1,5 Stunden später mit einem neuen Diablo Rosso 2 abfahrbereit war. Dieser Reifen war glaube ich der einzig passende der in diesem Tal zu bekommen war und war preislich auch kein wirklicher Beinbruch.

Sagen wir so: Wäre ich immer allein unterwegs, würden die Reiseberichte in etwa so aussehen: Aufstehen, Minimum 700km Kurven und Pässe, zwanzig fade Fotos mit Mopped vor Berglandschaft, Ankunft, Bier, Bett. Mal fünf, dann wär ich wieder daheim. Dieses Mal lasse ich mir diesen letzten Tag raus, um es genauso zu machen. Und einmal nicht im Dunkeln anzukommen. Ich schlage so um fünf daheim auf, bin in den vier Tagen 2.560km gefahren. Davon ca. 1.500km allein.
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Wir machten uns also auf Richtung Heimat. Vorsichtig fuhr ich das gute Stück ein. Nach ca. 50 Km bereitete mir der Reifen, der gerade noch das größte Übel war, den größten Spaß. Die Fahrt nach Hause bescherte mir persönlich einen gelungenen Ausklang der doch sehr chaotischen Tour.
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Um einige Erfahrungen reicher, öffnete ich von einem 5-tägigen Wechselbad der Gefühle erschöpft, um 21:30Uhr meine Haustür und fiel kurz danach in einen tiefen und wohlverdienten Schlaf.

Gemeinsam einigten wir uns auf…CULO!... DAS ÜBEN WIR NOCHMAL!

Re: CULO! Die Chaostour nach Monza

Verfasst: So 10. Jul 2011, 12:15
von Scrat
OKPef
die Chaostruppe goes Wild......

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Re: CULO! Die Chaostour nach Monza

Verfasst: So 10. Jul 2011, 13:32
von SimonVEgas
sehr geil :-D

Re: CULO! Die Chaostour nach Monza

Verfasst: So 10. Jul 2011, 14:01
von Rick James
Junge junge, da gings ja richtig vorwärts ;) In 3 Wochen fahr ich mitm Hobel auch ne Woche in die Richtung - pack lich lieber schonmal ne Bifi ein? [smilie=s094.gif]

Re: CULO! Die Chaostour nach Monza

Verfasst: So 10. Jul 2011, 17:03
von Synthetic
Töff-Geschichten, die so nur das Leben schreiben kann OKPef Hat mich köstlich unterhalten, euer Geschreibsel [smilie=s094.gif]

Re: CULO! Die Chaostour nach Monza

Verfasst: So 10. Jul 2011, 22:35
von madix61
super burschi´s, klasse tour. OKPef

Re: CULO! Die Chaostour nach Monza

Verfasst: So 10. Jul 2011, 23:02
von KingdaKa
ein Glück gab es immer Bier. Ne ? :-D

Aber in ein paar Jahren werdet ihr euch darüber amüsieren.

Re: CULO! Die Chaostour nach Monza

Verfasst: Mo 11. Jul 2011, 11:17
von slack_bullet
wir amüsieren uns jetzt schon darüber... angesichts der Tatsache dass wir zusammen an einem Sonntag 780Km fahren ohne etwas erzählen zu können ausser... fahren, tanken, rauchen und ....ja Sid.... essen müssen wir auch, finde ich es erstaunlich was so alles passieren kann.
Aber auf der anderen Seite brennt sich so ein Urlaub auch mehr in die Erinnerung als die gelungene Standardkilomentervernichtung über drölfzig Pässe..... OKPef (bitte nicht falsch verstehen, so soll es sein sid... :))

der dom...