Hallo Sharki,
das Wichtigste zuerst: Nein, ich habe Deinen Vater
nicht abgestempelt, nicht beleidigt o.ä. Ganz im Gegenteil. Meine von Spitzzüngigkeit und sarkastischer Ironie
triefende Aussage meint ja genau das Gegenteil von dem Geschriebenen. Das ist so bei Ironie.
Wenn man beim Lesen zu ernst an das Thema herangeht, könnte man das vielleicht schon falsch verstehen, doch überreiße ich in dem Artikel zunehmend derart, daß sich an irgendeiner Stelle der Leser fragen muß: „Das ist doch nicht dem sein Ernst?!“ Oder eben: „Clown gefickt?“
Sogesehen lobe ich damit Deinen Vater, - will sagen, daß er Recht hat. Den Gruß an Deinen Vater - in meinem zweiten Schreiben - hast Du womöglich übersehen. Auch dies ein Beleg dafür.
Lasse Deinen Vater alle Antworten auf Deine Frage lesen, ohne ihn vorher zu beeinflussen. Wahrscheinlich wird er sehr schnell feststellen „woher der Hase läuft“. Denn jeder Schreiber bis zu meinem Brief schreibt mit gleicher mütterlicher Fürsorge - doch dann kommt der unselige Karaya 1 mit seiner brutalen Brechstange.
Mag sein, daß er sich anfangs denkt was’n das für’n Idiot, doch vermutlich wird ihm schnell klar, daß dieser Typ das genau andersherum meint und daß er sich ganz und gar nicht beleidigt oder herabgewürdigt fühlt.
Ich bin einerseits über Väter hergezogen und habe mich andererseits selbst als Vater „geoutet“. Auch dadurch wird meine Intention deutlich.
Ich kann Deinen Vater nur zu gut verstehen - meine Töchter wollen in Bälde auch selber Motorrad fahren. Die teilen sich bereits jetzt schon auf, welche von Papis Mopeds sie sich unter ihre zarten Popos klemmen werden. Dabei hat sich meine Jasmin für die Daytona entschieden und Melanie möchte entweder meine schwarze ZX-10R oder, daß ich „mir“ eine weiße 848 kaufe. Die werden sich noch wundern - wenn dann zwei alte 250er vor der Türe stehen.
Dir habe ich ja auch zugute gehalten, daß Deine Gedanken nicht abwegig sind, wie Du in meinem zweiten Schreiben leicht nachlesen kannst - siehe selbst:
>>>“Natürlich hat der nette Fahranfänger nicht gesagt, daß er jetzt sofort hemmungslos herumrasen will, ihm gefällt das Moped und er fragt vernünftigerweise an, ob er denn nicht das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden könne. Voll o.k.<<<“
Zum Thema selbst: Klar, die Daytona sieht wunderschön aus - das wahrscheinlich schönste Motorrad der Welt! Sie hat super Bremsen und ein gigantisches Fahrwerk - alles auch Aspekte zur Sicherheit. Doch trotzdem würde ich sie Fahranfängern nicht empfehlen, weil sie einerseits zu spitz reagiert (Bremse, Gas/Lastwechsel) und anderseits zum Rasen verführt. Dieses Motorrad „kann nicht" langsam bewegt werden, dieses Motorrad will nicht langsam bewegt werden! Alles an ihr schreit nach Vollgas. Allein schon der Sound...! Macht süchtig je höher du drehst - da willst Du einfach mehr und bald schon haßt Du diese scheiß Drossel - und raus damit (ganz ohne Vati - und Versicherung...)! So führt Eins zum Anderen und leider nur oft genug in eine Katastrophe. Auch wenn man sich selbst nur allzu gerne Glauben machen will, daß man „brav und artig“ sein wird.
Wenn ich daran denke wie ungestüm, ungeduldig und unvernünftig ich mit siebzehn bis Mitte Zwanzig war und welchen riesigen Mist ich beim Mopedfahren gebaut habe, mutet es wie ein Wunder an, daß ich diese Zeilen hier überhaupt noch schreiben kann. Was ich allzu häufig mit nur blauen Flecken bezahlt habe, kostete Andere gleich beim ersten Mal das Leben bzw. jede weitere Zukunft.
Natürlich heißt das noch lange nicht, daß Du auch so bist oder werden könntest. Doch Motorradfahren ist eben mit einer sehr großen Leidenschaft verbunden, bei
Sportfahrern mit
Sportmaschinen ist diese Leidenschaft gepaart mit dem
ständigen Bedürfnis sich
mit Anderen messen zu müssen. Ja, jetzt werden wieder manche aufschreien, daß das nicht so sei. Doch, insgeheim ist es so. Wenn nicht, dann sitzt manch einer auf dem falschen Motorrad. Bei unserem Triumph-Wochenende hat sich ein 675er-Fahrer immerzu lobend über den einen oder anderen
Automatiktourer geäußert. Er ist auch so ordentlich und beschaulich gefahren wie mit einem Tourer. Doch sicher ist 675 & Co. einfach nur das falsche Moped für Tourenfahrer-Naturen und Motorrad-Wanderer. Diese können es bequemer haben als mit der Daytona.
So wie ich jedoch Dich einschätze, bist Du vielmehr der junge Ritter der jetzt endlich an den vielen Turnieren auf der Landstraße teilnehmen möchte.
In Zusammenkunft mit einer anmachenden geilen Sportwaffe sehe ich
bei zu wenig Fahr-Erfahrung ein erhebliches Risiko.
Lern ersteinmal die Dynamik eines Motorrades kennen. Das vermittelt auch eine „brave“ Maschine, das Tempo, richtiges Bremsen, Konzentration, Kurvenfahren (ich meine richtige Kurven - nicht die von der Fahrschule!), Schräglage, Ausweichen und zwar wesentlich streßfreier, angstfreier, billiger und harmloser als bei einer Rennsemmel. Allein schon die Sitzhaltung einer „braven“ Maschine hilft all dies besser zu erfahren. Für das gesparte Geld machst Du am Besten organisierte Fahrtrainings auf Rennstrecken. Sehr Viele loben das über den grünen Klee. Ich selbst habe einen 125er Chopperfahrer der von solchen Trainings zurückkam dann auf einer 600er fahren sehen. Der konnte fahren!
Mein Tip: Die nächsten zwei Jahre ER 6n, dann ein paar 600er Klasse, dann mal schauen...
P.S.: Auch wenn die Kawa ER 6 als Fahrschulmaschine von Unwissenden belächelt werden könnte, sie ist ein tolles Gerät, wenn man sie richtig ran nimmt (-das was Du in der Fahrschule ja nie durftest), sie kostet nicht viel, auch im Falle eines Falles, ist völlig unkompliziert und verkauft sich wieder leicht.
Zudem hat ihr Motor einen sehr starken Charakter - anders als nur z.B. eine CBF die wie ein schwaches Elektromotörchen säuselt. Merke: bei 34 PS oder so sind Zwei-Zylinder viel präsenter und lebender als Vierzylinder. Und: wieviel Spaß macht es wenn der Gaszug Deiner Supersechshunderter geradeeinmal 2mm(?) Spiel zum Gasgeben zulässt?
Alles Gute, Hals- und Beinbruch!
Bikergruß!